Spendenaktion der Westfälischen Nachrichten

Wie jedes Jahr zur Weihnachtszeit fordert die WN ihre Leser auf, unter dem Motto „Leser helfen mit Herz“ durch Spenden an ausgewählte Projekte deren Arbeit zu fördern.
Wir freuen uns, dieses Jahr durch die Spendenaktion der WN unterstützt zu werden.

Bis Weihnachten 2009 werden mehrere Artikel erscheinen, die die Arbeit der geförderten Projekte dokumentieren. Die Artikel, die uns betreffen, dürfen wir mit freundlicher Genehmigung der WN an dieser Stelle veröffentlichen. Sie finden die Artikel in der Reihenfolge ihres Erscheinens.

Multiple-Sklerose-Gesellschaft gibt Tina Greschick Halt; WN von Mittwoch, 16.12.2009

VON KARIN HÖLLER-ZWILLING, Westfälische Nachrichten MÜNSTER

Münster – „Ich lasse die Welt nicht über mir zusammenbrechen – trotz der Krankheit“, sagt Tina Greschick mit Nachdruck. Die persönliche Stärke hat der zierlichen Frau dabei geholfen, sich in den vergangenen 20 Jahren nicht unterkriegen zu lassen und nicht in Depressionen zu verfallen. Inzwischen ist sie 71 und die Multiple Sklerose so weit fortgeschritten, dass sie sich nur noch im Rollstuhl und in der Wohnung mit einer fahrbaren Gehhilfe bewegen kann. Einen Pieper, der sie in Notlagen direkt mit dem Malteser Hilfsdienst verbindet, trägt sie immer um den Hals. „Falls ich mal wieder falle und plötzlich Hilfe brauche“, erklärt sie.

Beim Thema Fallen denkt sie sofort zurück an die Zeit, als sich Vorboten der Krankheit zeigten, von der sie damals nichts ahnte. „Bei Fahrradtouren oder Skifahrten mit Freunden war immer ich diejenige, die plötzlich auf unverständliche Weise stürzte“, sagt sie. Und selbst als unvermittelte Stürze auf der Straße hinzukamen, tippten Ärzte auf Kreislaufstörungen.

Als sie dann mit 48 plötzlich auf einem Auge nichts mehr sah, schwante ihr, dass etwas Schlimmeres dahinter steckte. Sie selbst drängte auf Spezialuntersuchungen, bei denen unter anderem Rückenmarkflüssigkeit untersucht wird. „Die Diagnose“, blickt, Tina Greschick zurück, „war schwer zu ertragen“. Sie, die agile Fremdsprachenkorrespondentin, die gerne durch fremde Länder reiste, sollte in Zukunft Mobilität einbüßen, auf fremde Hilfe angewiesen sein? Geradezu unter Zeitdruck nutzte sie gemeinsam mit ihrem Mann die kommenden Jahre, solange es noch ging, zu reisen. Als sie dann kein Auto mehr fahren und den Beruf nicht mehr ausüben konnte, stürzte sie sich in Theaterprojekte. „Auf der Bühne hatte ich das Gefühl, wieder etwas wert zu sein.“

Halt und Unterstützung fand sie zudem bei der Multiple-Sklerose-Gesellschaft, deren Gesprächskreise, Infoabende und Weiterbildungskurse sie besuchte. Bei Städtereisen, die von der MS-Gesellschaft organisiert wurden, hat sie erlebt, dass das Leben auch im Rollstuhl bunt und ereignisreich sein kann. „Die Multiple-Sklerose-Gesellschaft hat mir so viele Kontakte ermöglicht und viel für mein Seelenleben getan“, sagt Tina Greschick dankbar. In fast 600 Beratungsgesprächen pro Jahr – insgesamt gibt es im Bezirk Münster 1800 Betroffene – versucht die Ortsvereinigung Münster der MS-Gesellschaft, den Patienten ein einigermaßen normales Leben zu ermöglichen. Längst hat sich auch Tina Greschicks Ehemann im Vorstand des Fördervereins und Freundeskreises der Multiple-Sklerose-Gesellschaft engagiert, die sich durch Spenden finanzieren muss.

Wenn viele mithelfen, lässt sich das Schicksal besser ertragen. Und dabei denkt Tina Greschick auch an ihre lieben Nachbarn, die „mir regelmäßig Einkäufe nach Hause bringen oder mich mit ihrem Auto zu Terminen chauffieren. Ohne all diese Hilfen könnte ich den Alltag nicht bewältigen“.
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Frühe Therapie gegen das Leiden; WN von Dienstag, 08.12.2009

VON KARIN HÖLLER-ZWILLING, Westfälische Nachrichten MÜNSTER

Münster – Wer denkt schon an Multiple Sklerose, wenn ein Kind plötzlich auf einem Auge nichts mehr sieht oder über Taubheitsgefühl in den Händen klagt? „Bei solchen Warnsignalen muss man zwingend an MS denken“, sagt Prof. Gerhard Kurlemann, Denn wer denkt, dass Multiple Sklerose nur Erwachsene trifft, der irrt. 25 junge Patienten behandelt er mit seinem Team derzeit in der Kinderneurologie am Universitätsklinikum. Jährlich kommen bundesweit 150 bis 200 Kinderfälle hinzu. Kurlemann: „Unser jüngster Patient war sieben Jahre alt“. Wenn MS, bei der Nervenentzündungen unterschiedliche Körperteile erlahmen lassen, früh diagnostiziert und therapiert wird, haben die jungen Patienten allerdings laut Kurlemann „die Chance, fast beschwerdefrei durchs Leben gehen zu können“.

Die Multiple-Sklerose-Gesellschaft versucht daher unermüdlich in Vortrags- und Seminarveranstaltungen, die zum Teil in Kooperation mit Kinderneurologen gestaltet werden, die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren. Vielleicht würde Marija Krajina (35) heute nicht im Rollstuhl sitzen, wenn damals, vor 22 Jahren, als sie die Krankheit mit aller Wucht traf, schon die heutigen Therapiemethoden angewandt worden wären. „Damals, mit 13, war ich geschockt, als sich plötzlich meine gesamte rechte Seite taub anfühlte“, erinnert sich die 35-Jährige. „Aber ich war ehrgeizig, wieder gesund zu werden“. Und mit Kortisongaben verschwanden die Symptome zunächst wieder. Doch die Krankheit entwickelte sich weiter, bremste die Jugendliche bei körperlicher Belastung aus. Krajina: „Gesunde verstehen oft gar nicht, dass MS-Betroffene nicht in der Disco endlos abtanzen können oder bei Radtouren schneller schlapp machen, obwohl man ihnen sonst nichts anmerkt.“

„Partnerkonflikte sind oft vorprogrammiert“, weiß Ulla Boomgaarden, die einen Großteil der jährlich rund 500 Betroffenen bei der Multiple-Sklerose-Gesellschaft berät. Denn je nach Tagesform kann ein Betroffener manchmal bestimmte Dinge problemlos erledigen, für die er an anderen Tagen Stunden braucht.

Bei Marija Krajina lief es eine Zeit lang gut – bis sie Anfang letzten Jahres der schwerste Krankheitsschub seit ihrer Kindheit in den Rollstuhl zwang. Zuletzt versuchten die Ärzte mit Medikamenten, die direkt in den Rückenmarkskanal gespritzt werden, ihre Spastik zu mildern. Jetzt, mit 35, musste die gelernte Bürokauffrau die Arbeitsunfähigkeitsrente beantragen.

Prof. Kurlemann ist sich sicher: „Mit den heutigen Therapiemethoden wäre ihr Krankheitsverlauf anders gewesen und ihr wäre wahrscheinlich der Rollstuhl erspart geblieben.“ Ziel der heutigen Therapien bei Kindern sei, den gesamten Krankheitsverlauf abzumildern und mögliche Ausfallsymptome ganz zu vermeiden.

Aufklärung über Medikamente und Behandlungsmethoden ist deshalb so wichtig. Die Multiple-Sklerose-Gesellschaft möchte ihr Beratungs- und Kursangebot gerade für die jungen Patienten mit Hilfe von Spendengeldern weiter ausbauen. Ulla Boomgarden, die den zahlreichen Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite steht, hilft, „dass MS-Kranke nicht den Kopf hängen lassen und in Depressionen verfallen“.
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Eine Welt bricht zusammen; WN von Samstag, 28.11.2009

VON KARIN HÖLLER-ZWILLING, Westfälische Nachrichten MÜNSTER

Münster – Die Diagnose Multiple Sklerose trifft viele Betroffene wie ein Hammerschlag. „Einige landen bei uns heulend am Telefon, denn für die meisten bricht eine Welt zusammen“, sagt Tina Macharski. Die junge Psychologin, die vor einiger Zeit selbst an MS erkrankt ist, hadert nicht mit ihrem Schicksal, sondern hilft anderen, damit umzugehen. Einmal im Monat leitet sie einen der zwölf Betroffenen-Gesprächskreise, die die Multiple-Sklerose-Gesellschaft in Münster auf den Weg gebracht hat.

An diesem Abend sitzen in der Geschäftsstelle der MS-Gesellschaft in der Maximilianstraße mitten im Kreuzviertel zehn junge Menschen um den Tisch. Alle sind zwischen 20 und Mitte 30 und noch berufstätig.
Damit das möglichst lange so bleiben kann, drehen sich die Gespräche bei den Treffen immer wieder um Erfahrungen mit neuen Medikamenten und Spritzentherapien. „Die sollen die Krankheitsschübe abmildern und die Symptome erträglicher machen“, erklärt Antonia Müller. Die 23-Jährige erhielt ihre Diagnose Anfang 2007. „Erst hab´ ich gedacht, eine Selbsthilfegruppe brauche ich nicht, ich habe ja Freunde.“ Aber dann wurde ihr schnell klar, „dass es wichtig ist, Leute zu treffen, mit denen man über die Krankheit sprechen kann“.
Als sie an diesem Abend davon erzählt, dass sie es geschafft hat, mit Rollstuhl, Spritzen und Medikamenten, die dauernd gekühlt werden müssen, in den Urlaub zu fliegen, macht sie anderen in der Runde Mut.„Im Alltag hilft es schon viel, wenn man auf verständnisvolle Kollegen bauen kann“, wirft Matthias Gelbhardt ein. Der 28-Jährige muss mit zwischenzeitlichen Seh- und Koordinationsstörungen fertig werden.

All das kennt Ursula Boomgaarden, die die meisten der 500 bis 600 jährlichen Beratungsgespräche bei der MS-Gesellschaft in Münster und Umgebung leistet, nur zu gut. Beim ersten Kontakt wird sie immer wieder mit den gleichen Fragen bombardiert: „Wie kann ich meinen Beruf weiter ausüben? Wann sitze ich im Rollstuhl? Was soll ich spritzen? Und wem sage ich es wie?“ Auch wenn es später darum geht, eine Erwerbsminderungsrente zu beantragen, steht Ursula Boomgaarden mit ihrem Erfahrungsschatz zur Seite. „Wir helfen den Betroffenen durch Information keine Fehler zu machen“, bringt sie die umfangreichen Leistungen der Multiple-Sklerose-Gesellschaft auf den Punkt. Um Beratungen, Vorträge und individuelle Hilfen anbieten zu können, ist die Gesellschaft aber dringend auf Spenden angewiesen.
In den Gesprächskreisen geht es jedoch nicht nur um Wissensaustausch etwa über Behandlungsmethoden oder die Beantragung von Schwerbehindertenausweisen. Die Treffen sind für viele auch Seelenbalsam. „Oft denke ich: Das ist ja unglaublich, der hat ja genau das, was ich denke und fühle“, sagt eine 30-Jährige, die vor drei Jahren mit der Diagnose MS konfrontiert wurde. „Hier kann ich Dinge sachlich ansprechen, die bei anderen Panik auslösen.“
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Im Kampf gegen die Krankheit; WN von Dienstag, 17.11.2009

VON KARIN HÖLLER-ZWILLING, Westfälische Nachrichten MÜNSTER

Münster – Andreas Gehling ist auf den Rollstuhl angewiesen, die Hände verweigern zunehmend ihre Dienste und auch das Sprechen wird langsam mühseliger. Aber die Hände legt er trotzdem nicht in den Schoß, lässt sich durch die fortschreitende Multiple Sklerose nicht aus der Bahn werfen. Täglich sitzt er noch an seinem PC und bereitet Musiksendungen für den Bürgerfunk auf Radio AM vor. Die Sendung „Radio 19/4“, in der er einmal im Monat Neuerscheinungen aus Jazz und Pop vorstellt, ist sein Lebenselixier. „Ich muss das Beste aus der Krankheit machen und meine Kraft sinnvoll einsetzen“, sagt der 49-Jährige selbstbewusst.

„Wenn mich die MS nicht bremsen würde, wäre ich gar nicht hier, sondern in Brasilien.“ Fasziniert ist der Ethnologe von der Kultur der Hopi-Indianer, „die mich am meistern geprägt haben. In ihrer Weltsicht ist der Mensch im Einklang mit der Natur.“

Daher ist er seinen Lehrern auf der von Franziskanern geführten Kollegschule, die er als Kind in Mettingen besucht hat, heute so dankbar für die Wurzeln, die sie damals bei ihm gelegt haben. Gehling schmunzelt: „Die Pater brachten damals aus den Ferien Wein aus Portugal oder hin und wieder einen Indianer aus Brasilien mit.“ Sein Interesse an fremden Kulturen war erwacht.

Zu Beginn seines Ethnologie-, Geschichts- und Publizistik-Studiums war er schon so sehr mit der Materie vertraut, dass er eine ethnologische Fachzeitschrift an den Start brachte. Mitten im Schaffensdrang sah er plötzlich doppelt. Die Diagnose traf ihn wie ein Hammerschlag: Multiple Sklerose. Mit 26 Jahren. „Den Weg vom Arzt zu meiner Freundin werde ich nie vergessen. Ich habe die Last der Welt auf meinen Schultern getragen.“

Mit Cortison ging es zunächst weiter. Er ignorierte die Krankheit, stürzte sich wieder in die Arbeit – bis ihn weitere Krankheitsschübe bremsten. Die Multiple-Sklerose-Gesellschaft hat ihn immer wieder unterstützt, hat bei der Suche nach einer behindertengerechten Wohnung geholfen und sich dafür eingesetzt, dass er seit dem Frühjahr täglich einen Assistenten an seiner Seite hat, der über den LWL finanziert wird.

Bei kulturellen Veranstaltungen der MS-Gesellschaft ist er immer dabei. Und Tagesausflüge, etwa zum Bonner Guggenheim-Museum, die er sich mit seiner geringen Erwerbsunfähigkeitsrente nicht leisten kann, waren Balsam für sein Seelenleben.

Doch mit solchen Ausflügen ist es längst vorbei. Öffentliche Mittel wurden der Multiple-Sklerose-Gesellschaft gestrichen und das Spendenaufkommen ging zurück. Vor zwei Jahren musste aus Geldmangel sogar eine halbe Beraterstelle wegfallen, bedauert Ulla Boomgaarden von der MS-Gesellschaft, die von 1800 Betroffenen im Bezirk Münster weiß. „Dabei müssten wir unsere Angebote angesichts der steigenden Beratungsnachfrage eigentlich steigern.“ Aber ohne Mithilfe von Spendewilligen geht es nicht.
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Die Krankheit bezwingen; Artikel von Samstag, 31.10.2009

VON KARIN HÖLLER-ZWILLING, Westfälische Nachrichten MÜNSTER

Münster – Die tückische Krankheit trifft vor allem junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Kristina Kaltenborn (35) hatte mit 17 Jahren plötzlich eine Sehnerv-Entzündung, die aber wieder verschwand. „Vier Jahre später kam der zweite Schub. Mir tat auf einmal der Hosenstoff auf den Beinen weh“, erinnert sie sich. Als sie 1996 schließlich beim Laufen arge Koordinationsprobleme bekam, stand die Diagnose fest: Multiple Sklerose.

Bislang ist diese Entzündung des zentralen Nervensystems, die sich auf unterschiedliche Körperteile auswirkt und viele Betroffene irgendwann in den Rollstuhl zwingt, leider nicht heilbar, erklärt Dr. Wolfgang Geßmann, Vorsitzender der Ortsvereinigung Münster und Umgebung der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Die macht sich dafür stark, dass die Erkrankten trotz der großen körperlichen Probleme ihr Leben bewältigen können.

Rund 500 bis 600 Betroffene kommen jährlich in die Beratungsstunden der hiesigen MS-Gesellschaft, die zudem mit Vorträgen, Weiterbildungskursen, Gesprächskreisen und Ausflügen hilft, sich von der Krankheit nicht unterkriegen zu lassen. Die Ortsvereinigung Münster möchte darüber hinaus verstärkt betroffenen Kindern helfen. „Die richtige Behandlung ist hier immens wichtig“, weiß Beraterin Ursula Boomgaarden. Da die Multiple Sklerose Gesellschaft aber kaum öffentliche Mittel erhält, ist sie auf Spenden angewiesen.
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